Das Große Feuer vor Ostern in Mering
Die Ursprünge des Jaudusfeuers
Ein Feuer im Frühling zur Vertreibung der Kälte und bösen Geister, sowie zur Stärkung der Gemeinschaft bei Gesang, Tanz und Wärme – diese alte Tradition reicht bis in die Zeit der Germanen zurück. Im germanischen Raum war ein solches Frühlingsfeuer oft als Ostara-Feuer bekannt, benannt nach der Frühlingsgöttin Ostara. Sie galt als Sinnbild für Wiedergeburt, Erwachen und das aufblühende Leben nach dem Winter.

Der Zeitpunkt dieses Feuers ist kein Zufall: Um die Frühlings-Tagundnachtgleiche, wenn Licht und Dunkelheit für einen kurzen Moment im Gleichgewicht stehen, markiert es den Übergang vom Dunkel zum Licht. Die Rückkehr der Sonne wird gefeiert, das Gleichgewicht der Kräfte geehrt. Mit dem Feuer begrüßten unsere Vorfahren das zunehmende Licht und drückten ihren Wunsch nach Fruchtbarkeit, Schutz und Erneuerung aus.
Auch unser Jaudusfeuer geht laut Überlieferung auf diese vorchristlichen Bräuche zurück. In vielen Regionen wurden solche Frühlingsfeuer entzündet, um alte, stagnierende Energien symbolisch zu verbrennen und Raum für Neues zu schaffen. Das Feuer galt dabei als reinigend, schützend und lebensspendend – ein kraftvolles Zeichen des Neuanfangs.
Mit der Christianisierung wurde dieser Brauch nicht verdrängt, sondern vielmehr übernommen und neu gedeutet. Aus dem heidnischen Frühlingsfeuer wurde das Osterfeuer – ebenfalls ein Symbol für Licht, Auferstehung und Hoffnung. Trotz neuer Bedeutung blieb das ursprüngliche Bedürfnis, sich in der Gemeinschaft ums Feuer zu versammeln, erhalten.
Die Symbolik des Jaudus

Judas Iskariot gilt in der christlichen Überlieferung als der Verräter Jesu – eine Figur, die über Jahrhunderte hinweg als Inbegriff des moralischen Scheiterns galt. Doch in der jüngeren Theologie und Kulturinterpretation öffnet sich zunehmend ein Raum für alternative Lesarten seiner Rolle. Eine davon ist die Deutung von Judas als Symbol der inneren Läuterung, der Reue – und letztlich auch der Erlösung.
In dieser Perspektive erscheint der Tod des Judas nicht nur als tragisches Ende, sondern als Übergang. Sein Selbstmord wird nicht als endgültige Verdammung gesehen, sondern als der Beginn eines Reinigungsprozesses – eine Art Feuerprobe, in der Schuld, Schmerz und Verzweiflung durchlebt und transformiert werden. Das Feuer steht dabei sinnbildlich für die Kraft der Erneuerung, der radikalen Ehrlichkeit mit sich selbst und der Hoffnung auf eine neue Daseinsform.
Übertragen auf unsere heutige Zeit kann diese Symbolik Menschen Mut machen: Fehler, Scheitern oder selbst schwere Schuld müssen nicht das Ende bedeuten. In einer Welt, die oft schnelle Verurteilung sucht, erinnert uns die Figur des Judas – neu gelesen – daran, dass Reue und Umkehr möglich sind. Und dass aus dem tiefsten Fall eine neue Form des Menschseins erwachsen kann.
Die Sorgen gehen in Flammen auf
Wenn die Sonne am Karsamstag untergeht wird unser Jaudusfeuer entzündet. Deine schlechten Gedanken versinnbildlicht durch die Jauduspuppe gehen in Flammen auf und verschwinden. In dieser Atmosphäre wurden am Jaudusfeuer schon viele Streite beigelegt und danach bei einem Getränk, einem Lied oder Geschichten vergeht der Abend wie im Flug.
Klare Distanzierung von Antisemitismus
Die Jauduspuppe wurde und wird immer noch zum Teil als Zeichen des Antisemitismus interpretiert. Wir befassen und mit diesem Thema und befürworten eine Aufarbeitung der antisemitischen Vergangenheit. Wir distanzieren uns an dieser Stelle klar und deutlich von antisemitischen Inhalten insbesondere von einer Gleichstellung des Judas mit Juden.
Der Ursprung dieser Tradition liegt im Selbstmord des Judas für seinen Verrat an Jesus. Hierbei versinnbildlicht Jesus das Gute (Nächstenliebe, Vergebung, usw.) und Judas das Schlechte (Eifersucht, Gier, usw.). Diesem wird sich Judas zu spät bewusst, bereut seine Tat, versucht diese wieder gut zu machen und erhängt sich daraufhin selbst.
Da wurde Judas, der ihn verraten hatte, gewahr, dass Jesus zum Tod verurteilt war; und es reute ihn, und er brachte die dreißig Silberlinge den Hohenpriestern und Ältesten zurück und sprach: Ich habe übelgetan, dass ich unschuldiges Blut verraten habe. Sie aber sprachen: Was geht uns das an? Da sieh du zu! Und er warf die Silberlinge in den Tempel, ging weg und ging hin und erhängte sich.
Judas wird hier als sündhafter Mensch dargestellt, der sich eben dieser Sündhaftigkeit bewusst ist. Er selbst wählt seine Bestrafung für seinen Fehler. Diese Selbstreflexion soll während des Feuers auch auf alle Zuschauer des Feuers übergehen.
Die Jaudus-Puppe symbolisiert das Schlechte in jedem von uns. Am Jaudusfeuer sagen wir uns von diesem Schlechten los und verbrennen diesen schlechten Teil von uns selbst.
Unser Verein heißt alle Menschen herzlich willkommen, unabhängig von ihrer kulturellen, religiösen oder ethnischen Zugehörigkeit. Wir lehnen jegliche Form von Diskriminierung strikt ab und setzen uns aktiv für eine inklusive Gemeinschaft ein, in der jeder Mensch respektiert und geschätzt wird. Bei Fragen oder Bedenken stehen wir gerne zur Verfügung. Unsere Türen stehen allen offen, und wir freuen uns darauf, dich in unserer Gemeinschaft willkommen zu heißen.